Momentan beschäftigt mich das Thema Verantwortung sehr. Bin ich verantwortlich für euch? Bin ich verantwortlich für Produktempfehlungen? Wo beginnt Fahrlässigkeit und damit verbundene Verantwortungslosigkeit? Was ist vertretbar, was nicht?
Was mich zu diesem Gedankengang bewegt hat, ist die Tatsache, dass verschreibungspflichtige Produkte zum Beispiel Tretinoin sehr oft auf Blogs Einzug halten. Diese werden teilweise stark angepriesen und als notwendig deklariert. Sie werden sogar in den Himmel gelobt, obwohl auch extreme Nebenwirkungen damit verbunden sind. Oder auch noch erklärt wie man am besten ohne Rezept rankommt. Ist das verantwortungslos? In meinen Augen: ja. Blogger, Youtuber und Personen der Öffentlichkeit haben einen Einfluss auf Menschen, haben Einfluss auf deren Kaufverhalten. So haben wir Verantwortung! Man muss Grenzen setzen. Wie weit geht man mit Empfehlungen? Niemals würde ich mich selbst als Expertin bezeichnen, wenn dies jemand tut, dann stellt ihn bitte in Frage. Dermatologen haben Ahnung und sind in vielerlei Hinsicht Experten, aber ich? Nein! Ihr wisst, dass ich mir fast alles selbst beigebracht habe und mit Sicherheit viel weiß, trotzdem würde ich mich nicht über einen Arzt stellen.
Übrigens haben wir ein Heilmittelwerbegesetz (HWG) und laut §10 Absatz 1 ist das Werben für verschreibungspflichtige Arzneimittel außerhalb der Fachkreise verboten. Was sind Fachkreise? Das sind Menschen, die mit diesen Arzneimitteln zutun haben zum Beispiel Ärzte und Apotheker. Sicherlich kann man sich jetzt fragen, was an einem Blog genau Werbung ist und ob es diesbezüglich auch Gesetze gibt. Werbung bedeutet für mich persönlich, dass ein Anreiz zum Kauf ausgelöst werden soll. Und wenn eine Person freudig über ein verschreibungspflichtiges Medikament berichtet, dann entsteht solch ein Anreiz.
Meine persönlichen Grenzen gehen bis zu Produkten, die ich entweder in der Drogerie freiverkäuflich erwerben kann oder auch in der Apotheke einfach aus dem Regal nehmen kann. Produkte, die eines Rezepts bedürfen, werden von mir nicht benutzt wenn mein Arzt es mir nicht ausdrücklich empfiehlt!
Was meiner Meinung nach in Ordnung ist? Wenn jemand aufgrund medizinischer Notwendigkeit etwas nutzt und dies auch ohne eine Wertung, ohne Anpreisung, ohne genaue Benennung des Produkts und ohne Empfehlung angibt.
Auf meinem Blog wird es nochmal einen Beitrag zu Retinoiden (Retinol & Co.) geben und darin wird auch Tretinoin auftauchen. Es wird sachlich abgearbeitet und auch sachlich bewertet und definitiv nicht von mir angepriesen werden, weil es in Deutschland verschreibungspflichtig ist und das hat seine Gründe, ihr Lieben. Ich möchte keinen Anreiz für das leichtsinnige Konsumieren verschreibungspflichtiger Produkte geben. Mit Sicherheit ist jeder für sich selbst verantwortlich, aber da ich auch jüngere Leser habe und immer wieder merke, dass noch viele Fragen zum Thema Hautpflege herrschen, möchte ich ein Vorbild diesbezüglich für euch sein.
So, nun konnte ich mir meine Bedenken von der Seele schreiben und würde mich über euren Input freuen! Wie seht ihr das? Mache ich mir zu viele Gedanken? Habe ich gar nicht so viel Verantwortung?
13 Kommentare
Gute und richtige Einstellung! Ich glaube manche Blogger sind sich gar nicht bewusst, wie „mächtig“ sie sind. Da gibt es ja schon einige sehr erfolgreiche Blogs, die dann etwas hoch in den Himmel loben und die Leser probieren es dann blind einfach auch mal aus. Generell halte ich so manche Tipps, in denen quasi irgendwelche Medikamente blind genommen/auf die Haut aufgetragen werden, nur um einen besonderen, gewünschen (Neben)effekt zu erzielen, für sehr fragwürdig.
Ich finde es wichtig, dass man sich als Blogger auch Gedanken macht wie die Inhalte bei den Lesern ankommen und was sie möglicherweise auslösen. Bisher erlebe ich deine Beiträge sehr sachlich, so dass ich keine Bedenken hätte wenn Du in dieser Form berichtest. Ich finde wenn über solche Produkte berichtet wird, dann sollte klar ersichtlich sein, dass sie verschreibungspflichtig sind, dass es Nebenwirkungen gibt und man sie nur auf ärztlichen Rat verwenden sollte. Eine Art Disclaimer oder Warnhinweis Box – irgendwie sowas. Wobei ich aber auch denke, dass viele die darüber berichtet haben (ich kenne keinen einzigen) die Gesetzeslage wahrscheinlich auch gar nicht kennen – wobei das ja den gesunden Menschenverstand nicht ausschliesst. 😉
Danke für diese Gedanken und Klarstellungen Shenja. Ich persönlich bin im 8. Semester im Pharmaziestudium, kenne mich also ein wenig mit Arzneimitteln aus (und auch ich bin kein Experte!), aber wenn ich sehe, wie auf Facebook oder in Foren Dinge empfohlen werden, oder angebliche Geheimtipps auftauchen… nicht nur zu Tretinoin, auch bei Hautausschlägen (Schuppenflechte als AIDS-Flecken bezeichnen) oder zur Pille (kauf dir doch einfach übers Internet eine im Ausland, wenn du sie gestern vergessen hast, nimm heute doch 2). Es wurden sogar schon verschreibungspflichtige Medikamente über Facebook zum Verkauf angeboten (z.B. Pille).
Da kommt mir des öfteren einfach nur die Galle hoch! Schön, dass ein Blogger hier mal etwas klarstellt!
Liebe Grüßchen
Sarah
Hallo Sarah! Danke dir. Kannst du mir das etwas Rechtliches dazu sagen? Ist das Werbung, wenn man mit Verschreibungspflichtigem auf dem Blog rumwedelt? Laut HWG wäre es ja verboten? Aber zählt ein Blog auch als Publikumswerbung? Eigentlich doch schon? Oder gibt es da wirklich keine Möglichkeit das einzugrenzen…
Hallo Shenja!
Mir ist auch vor ein paar Tagen ein Blog untergekommen, auf dem zwei Schwestern über Tretinoin berichten. Ehrlich gesagt war ich geschockt über die berichteten Nebenwirkungen. Das sehe ich ganz klar als fahrlässig!
Dich hingegen erlebe ich als sehr differenziert und kompetent. Darüber hinaus liest du wissenschaftliche Studien etc. Manch Hautarzt kann sich da eine Scheibe von Dir abschneiden!
Gibt bestimmt auch gute Hautärzte 😛 aber danke, Tanja. Finde sowas auch nicht sonderlich vorbildlich… -.-
Huhu, bin normalerweise stille Leserin (und sehr begeistert ;)) muss jetzt aber dennoch etwas loswerden:
die Seite der Schwestern kenne ich nun auch einige Zeit und gaaaaaanz so wie hier geschildert empfinde ich es nicht – eher im Gegenteil: es wird ausdrücklich darauf hingewiesen welche Vorraussetzungen für das Benutzen von Tretionoin nötig sind & von allem anderen wird abgeraten!! Die Berichterstattung ist lediglich auf Erfahrungsbasis…man muss wirklich aufpassen bei der ganzen Informationsflut der beiden Mädels ^^
Muss mich an dieser Stelle übrigens mal ganz herzlich bei dir bedanken, Shenja! Als Laie steigt man bei der Masse an Pflegeprodukten gar nicht durch (ich hab Cremes hier stehen gehabt die hätten dir INCI-technisch die Haare zu Kopf stehen lassen :D) und glaubt man tut seiner Haut etwas gutes…durch deinen wirklich sehr leicht verständlichen Einstieg und die Produkte die du vorstellst bist du wirklich eine wahnsinnig gute Hilfe! Vielen Lieben Dank dafür! 🙂
Huhu, ich bin einfach der Meinung, dass Verschreibungspflichtiges nix auf einem Blog verloren hat. Das ist schon gesetzlich fragwürdig. Mann kann seine Haut auch ohne Arznmeimittel auf Rezept pflegen und Antiage betreiben. Vor allem wenn man gesund ist, braucht man sowas einfach nicht. Das ist eindeutig eine falsche Message! Du hast gesunde Haut und schmierst dir sowas drauf… was jemand daheim macht, kann jedem ja egal sein. Aber öffentlich & für jeden zugänglich in meinen Augen nicht ok. Die Gefahr des Missbrauchs besteht & der Kaufanreiz wird eindeutig durch gewisse Aussagen gefördert.
Hallöchen,
okay ist auch eine legitime Meinung, was ich nur sagen oder eher richtig stellen wollte war einfach, dass es in keiner Weise angepriesen oder empfohlen wurde, sondern lediglich über die persönlichen Erfahrungen geschrieben worden ist. Das selbst dieses Verhalten ein gutes Stück weit fahrlässig ist will ich gar nicht abstreiten. War mir aber wichtig das zu Unterscheiden.
Liebe Shenja,
auf englisch würde ich nun sagen „faith in humanity restored“. Wie es aussieht gehörst du zu der raren Sorte der Youtuber/Blogger, die sich wirklich differenziert mit den vorgestellten Produkten auseinandersetzt UND sich wirklich Gedanken um ihre Follower macht – nicht nur um die Quoten. Vielen Dank dafür und schon mal zwei ganz große Daumen nach oben! Davon sollten sich hunderte Youtuber und Blogger eine Scheibe abschneiden.
Um zu deiner Frage zu kommen, auf jeden Fall trägst du eine nicht unerhebliche Verantwortung! Aber du solltest dir auch nicht die volle Verantwortung für deine Follower aufbürden, bis zu einem gewissen Grad ist jeder in erster Linie für seine Taten selbst verantwortlich. Und bisher hast du dich – wie ich finde – auch sehr verantwortungsbewusst gezeigt, bist sogar bemüht, den kritischen Blick deiner Zuschauer/Leser zu schärfen. Dafür hast du meinen vollen Respekt und ein ganz dickes Lob verdient! 🙂 Immer weiter so und mach dir bitte nicht zu viele Gedanken, du machst das bereits super!
LG Oromara
Danke! Deine Worte helfen mir sehr 🙂 Denke auch, dass ich nicht die volle Verantwortung tragen kann. Aber ein bisschen Gedanken machen, muss man sich trotzdem wie weit man gehen mag und was gegen persönliche Prinzipien verstoßen würde. Zu Verschreibungspflichtigem wird sich meine Einstellung wohl nicht ändern^^
Ich finde es toll und verantwortungsbewußt, wie Du mit dem Thema umgehst. Am Ende des Tages ist wichtig auf Risiken hinzuweisen und nicht leichtfertig mit den Themen umzugehen. Es darf eben nicht der Eindruck entstehen, dass es von Jeden mal eben so verwendet werden sollte. Allerdings mache ich mir bei Dir da keine Sorgen, dass so etwas passieren könnte.
Danke für deine Worte! 🙂
Kommentarfunktion ist deaktiviert.