Wer zu Pickeln oder gar der entzündlichen Hauterkrankung Akne neigt, wird um gewisse Inhaltsstoffe in Produkten zur Behandlung der Haut nicht herumkommen; sei es Salicylsäure oder Benzoylperoxid (BPO). Jene Stoffe haben den großen Vorteil, dass sie keinerlei Resistenzen fördern und von den Anwender*innen in den meisten Fällen wunderbar vertragen werden, was man von Antibiotika leider mitnichten behaupten kann. Deshalb ist die Suche nach möglichen Alternativen immer eine gute Sache, um für möglichst viele Betroffene individuelle Lösungen anbieten zu können.
Und IPC scheint eine weitere potenziell spannende Alternative zu sein.
Was ist IPC überhaupt?
Bei IPC handelt es sich um ein patentrechtlich geschütztes Isoprenylcystein mit dem langen Namen Tetramethylhexadecenylcysteinformylprolinat (SIG1459). Dabei handelt es sich um eine Verbindung welche für Kosmetik (INCI: Disodium Tetramethylhexadecenylcysteine Formylprolinate) als weißlich-bräunlicher Feststoff daherkommt und stark hygroskopisch – sprich wasseranziehend, ist. Entwickelt und erforscht wurde die Wirkung des IPC-Moleküls an der Princeton Universität in den USA.
Wie hilft IPC bei Akne?
In einer Studie aus dem Jahr 20181 – und bis dato leider auch der einzigen, wurde die Wirkung von IPC zunächst in der Petrischale an Bakterienkulturen & Co. untersucht (in-vitro Methode). Das ist der erste logische Schritt bevor man Versuche an Menschen in Erwägung zieht, welche nicht nur zeitaufwändig sondern entsprechend kostenintensiv sind. Hier konnte festgestellt werden, dass IPC nicht nur antibakteriell sondern auch entzündungshemmend wirken kann.
Um die entzündungshemmende Funktionsweise möglichst zu vereinfachen: in unseren Zellen sitzen kleine Rezeptoren, die in der Lage sind problematische Eindringlinge zu erkennen. Wird solch ein Eindringling erkannt, wird eine Kaskade an Signalen an andere Teile unserer Zellen ausgesandt wodurch entzündliche Prozesse begünstigt werden. Stellt euch das Ganze wie eine schrille Sirene vor, die unser Immunsystem darauf aufmerksam macht etwas zu unternehmen. In einer Notfallsituation wären die Rezeptoren eine Person, die vorsorglich den Notruf wählt ohne genau zu wissen ob eine Situation tatsächlich lebensbedrohlich ist.
Ein Toll-like-Rezeptor bei der Arbeit (stark vereinfacht): „Hey Immunsystem,
hier hat wieder irgendein Bakterium seinen Müll abgeladen! Kümmere dich darum!“
Und genau an diesem Punkt setzt das IPC-Molekül an. Dieser Stoff verhindert, dass die winzigen Helfer in Alarmbereitschaft versetzt werden, wenn C. acnes mal wieder sein Unwesen treibt. Das Bakterium scheidet nämlich Stoffe aus welche für die Entstehung von Akne mitverantwortlich sind. Vielleicht fragt ihr euch jetzt ob das überhaupt eine gute Idee ist den Rezeptoren eine Augenbinde anzulegen, damit sie den „Müll“ von C. acnes nicht so einfach finden können? Die Wissenschaft scheint sich dahingehend recht einig zu sein: die Reaktion jener Rezeptoren aus der TLR-2 Familie hat keinen schützenden Effekt bezüglich der Entstehung von Akne und kann diese sogar verschlimmern. Deshalb macht es durchaus Sinn jenen Vorgang zu verhindern.
Mit diesen Erkenntnissen sind die Forschenden dann zu Versuchen an Menschen übergegangen (in-vivo Methode). Hierbei wurden 69 Probanden mit Akne, von denen 65 bis zum Ende der Studie teilgenommen haben, aufgefordert auf ihrem Gesicht verschiedene Produkte aufzutragen. Eine Gruppe erhielt eine 1 %-ige Creme mit SIG1459, die andere eine 3 %-ige Benzoylperoxidcreme und die dritte Gruppe ein Produkt mit Basisformulierung um festzustellen ob der Trägerstoff bereits einen Effekt auf die Haut ausübt.
Die Ergebnisse
Nach achtwöchiger sowie zwei mal täglicher Verwendung konnte bei den Probanden, welche die IPC Creme nutzten eine signifikante Verbesserung des Hautbildes im Vergleich zur BPO Gruppe beobachtet werden. Auch die Aktivität von C. acnes war verringert. Allerdings waren bis Woche vier keine allzu großen Unterschiede zwischen der BPO und IPC Nutzung nachweisbar. Ein weiterer interessanter Punkt: Studienteilnehmer*innen welche die Benzoylperoxidcreme nutzen, beschwerten sich über Hautirritationen wie Stechen und Brennen.
Produktbeispiel
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Inhaltsstoffe
Aqua (Water, Eau), Glycerin, Stearyl Alcohol, Glyceryl Stearate, Butyrospermum Parkii (Shea) Butter, Stearic Acid, Cetyl Alcohol, Helianthus Annuus (Sunflower) Seed Oil, Disodium Tetramethylhexadecenylcysteine Formylprolinate (IPC), Cannabis Sativa Seed Oil, Phenoxyethanol, Ammonium Acryloyldimethyltaurate/VP Copolymer, Panthenol, Ethylhexylglycerin, Disodium EDTA, Tocopherol, Pantolactone. | 12,25 EUR für 15 ml (81,67 EUR je 100 ml) | vegan
Fazit und persönliche Meinung
Ist IPC nun eine bessere Alternative zu Benzoylperoxid und Salicylsäure? Vielleicht. Um das abschließend sagen zu können, sind weitere – möglichst unabhängige, Studien notwendig. BPO hat unzählige Wirksamkeitsnachweise auf dem Buckel, was auch daran liegen mag dass dessen Verwendung in vielen Ländern den Arzneimitteln zugehörig ist. Auch für die positive Wirkung von Salicylsäure existieren deutlich mehr wissenschaftliche Beweise im Vergleich zu IPC bzw. SIG1459. Zumal in der oben erwähnten Studie kein Vergleich zwischen Salicylsäure und SIG1459 an Probanden stattgefunden hat. Ich für meinen Teil werde die weitere Entwicklung mit Argusaugen beobachten. Falls ihr bereits Erfahrungen mit Salicylsäure und Benzoylperoxid gemacht habt, aber aufgrund bestimmter Umstände wie z. B. Irritationen eine weitere Alternative ausprobieren möchtet dann könnte der Neuling einen Blick wert sein.
Quellen
1 Fernández, JR, Webb, C, Rouzard, K, et al. SIG1459: A novel phytyl-cysteine derived TLR2 modulator with in vitro and clinical anti-acne activity. Exp Dermatol. 2018; 27: 993– 999. https://doi.org/10.1111/exd.13692
American Acne and Rosacea Society (2017): SIG-1459 and SIG-1460: Novel Anti-Acne Phytyl-Cysteine Compounds, YouTube, [online] https://www.youtube.com/watch?v=tkGXp5GG8Sc&feature=youtu.be [abgerufen am 15.09.2022].
Jugeau, S., Tenaud, I., Knol, A., Jarrousse, V., Quereux, G., Khammari, A. and Dreno, B. (2005), Induction of toll-like receptors by Propionibacterium acnes. British Journal of Dermatology, 153: 1105-1113. https://doi.org/10.1111/j.1365-2133.2005.06933.x
Kim J, Ochoa MT, Krutzik SR, et al. Activation of toll-like receptor 2 in acne triggers inflammatory cytokine responses. J Immunol. 2002;169(3):1535-1541. doi:10.4049/jimmunol.169.3.1535
Selway, J.L., Kurczab, T., Kealey, T. et al. Toll-like receptor 2 activation and comedogenesis: implications for the pathogenesis of acne. BMC Dermatol 13, 10 (2013). https://doi.org/10.1186/1471-5945-13-10
Zhang, B., Choi, Y.M., Lee, J. et al. Toll-like receptor 2 plays a critical role in pathogenesis of acne vulgaris. biomed dermatol 3, 4 (2019). https://doi.org/10.1186/s41702-019-0042-2
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